
Die Firma Weck wurde 1900 im badischen Öflingen gegründet. Seit 1950 produziert sie in Bonn-Duisdorf die berühmten Weck-Gläser. Drei Betriebe des Unternehmens in Ostdeutschland waren in der frühen Nachkriegszeit enteignet worden. Die gesamte Produktion wurde daraufhin nach Duisdorf verlagert. Auch wenn das „Einwecken“ nicht mehr gang und gäbe ist, hat sich die Fabrik doch gehalten und produziert nach wie vor in Bonn Gläser im großem Umfang.
Johann Weck, der Namensgeber und Gründungsvater der Firma, hatte das Patent für die Herstellung der Einmachgläser Ende des 19. Jahrhundert aufgekauft. Die Grundidee: Nach dem Erhitzen des Einmachgutes in Gläsern entsteht während des Abkühlens ein Unterdruck. Der Gummidichtring zwischen Glasbehälter und gläsernem Deckel sorgt für einen festen Vakuum-Verschluss und hält dadurch Bakterien fern. Weck war ein Anhänger der Lebensreformbewegung und schwärmte für Vegetarismus. Für den Naturapostel hatte die Konservierung von Obst und Gemüse natürlich einen besonderen Reiz – und so gründete er gemeinsam Georg van Eyck im Jahr 1900 die Firma Weck im badischen Öflingen. Van Eyck hatte zuvor als Vertreter erfolgreich am Niederrhein Hausfrauen vom Nutzen der Weckgläser überzeugen können.
Der eher unstete Weck verließ bereits 1902 die Gesellschaft, dem „Verkäufer“ Eyck gelang es aber mit geschicktem Marketing, die Weckgläser zu einer weltweit bekannten Marke zu machen und die häusliche Vorratshaltung grundlegend zu verändern. Wanderlehrerinnen hielten Vorträge über das Einkochen, die Firma vertrieb Broschüren, Ratgeber und Kochbücher zum Thema „Koche auf Vorrat!“ und ein firmeneigener Verlag gab sogar eine Zeitschrift heraus: „Die Frischhaltung“. Schon1907 fand das Verb „Einwecken“ Eingang in den Duden.
Bereits ab 1911 hatte die Firma in Duisdorf mit der Produktion von großen Spezialtöpfen zum Einkochen begonnen, in denen die Weckgläser erhitzt wurden. Für diesen Zweck wurde eigens die Einkochtopf- und Thermometer AG (Ekameta) gegründet, die allerdings 1929 die Produktion wieder einstellte. Seitdem war in Duisdorf lediglich die Vertriebszentrale für Weck-Produkte in Westdeutschland angesiedelt.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Bleiweißfabrik am Alten Heerweg ließ die Firma ab 1950 in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Duisdorf neue Fabrikgebäude errichten. Der Betrieb florierte und beschäftigte bald circa 700 Mitarbeitende. 1958 kam neben den Weckgläsern auch die Produktion von Glasbausteinen hinzu, die weltweit exportiert wurden, vor allem in die USA, aber auch nach Kanada und Mexiko. Die Nachfrage nach den klassischen Einmachgläsern sank zwar allmählich mit dem Siegeszug von Fertigkonserven und Tiefkühlware. Die Weck-Glaswerke begannen jedoch, Gläser für die aufstrebende Lebensmittelindustrie herzustellen. 2024 machten die Gläser für Fertigware 90 Prozent des Umsatzes der Weck-Werke aus. Das Einmal-Glas ersetzte also weitgehend das nachhaltige Einmach-Glas, das immer wieder verwendet werden konnte.

1997 waren noch 400 Mitarbeitende beschäftigt. Nach Problemen mit Niedriglohnkonkurrenz aus Asien und Finanzengpässen entschloss sich das Unternehmen 2003, die Herstellung von Glasbausteinen ganz aufzugeben und 115 von damals 360 Beschäftigten zu entlassen. Mit diesem harten Schnitt gelang die wirtschaftliche Erholung.

Die Produktion der Hohlgläser erfolgte Anfang der 2020er Jahre mit zwei großen und modernen Glasschmelzen, in denen der Rohstoff auf einer Fläche von 60 Quadratmetern mit einer Temperatur von 1.500-1.600 Grad verflüssigt wird. Dann werden einzelne Tropfen abgetrennt, in Form für die gewünschten Hohlgläser gepresst und schließlich bei sinkenden Temperaturen allmählich abgekühlt – alles vollautomatisiert. Die Glasschmelzen selbst dürfen nicht abkühlen, sonst erstarrt das Material und ruiniert die teuren Anlagen. Daher arbeitet die Firma im Vierschicht-Betrieb, was einen erheblichen Energiebedarf mit sich bringt. 2024 ging das Unternehmen unter anderem wegen der hohen Energiekosten in Insolvenz, wurde aber bald von einem neuen Besitzer (Aurelia) übernommen, er die Firma modernisiert und weiter führt.
Die seit den 1950er Jahren errichteten Neubauten des Glaswerks am Alten Heerweg zeichnen sich durch eine funktionale und zweckorientierte Architektur aus. Mit dem gezielten Einsatz von Glasbausteinen wurden die Hochbauten gegliedert und die Innenräume belichtet. Im Hintergrund finden sich großflächige Shedhallen. Ein Farbkonzept verbindet harmonisch die unterschiedlichen Bauten und Bauphasen.
Text und Fotos: Detlef Stender, Stand 2025
Adresse: Alter Heerweg 2, Bonn
Weitere Informationen:
Kroell, Roland: Jetzt geht es ans Eingemachte. Vor hundert Jahren begann der Siegeszug der Weck-Gläser in Wehr-Öflingen. In: Das Markgräflerland, Jg. 2000, Bd. 1, S. 43–52 https://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0045?sid=f274286f087974c55d884a1671ebccaf
Spiekermann, Uwe: Glas in den häuslichen Alltag! Konservieren und Einkochen bis zum Zweiten Weltkrieg, 2022, https://uwe-spiekermann.com/2022/04/30/glas-in-den-hauslichen-alltag-konservieren-und-einkochen-bis-zum-zweiten-weltkrieg/
WDR Zeitzeichen: Wie Johann Weck das Haltbarmachen revolutionierte,https://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-wie-johann-weck-das-haltbarmachen-revolutionierte-100.html
Weck – Website (Mit Informationen zu Geschichte, Produktion und Produkten): https://www.weck.de/

