Einer der wenigen (noch) gut erhaltenen Fabrikkomplexe Bonns ist im Norden der Stadt zu entdecken: die Gebäude der einstmals bedeutenden Bonner Fahnenfabrik. Das Gelände mit zwei großen Fabrikhallen und einem weithin sichtbaren Schornstein soll in zukünftig eine neue Nutzung erfahren, die das Ensemble grundlegend verändern wird.
Hinter hohen Zäunen, die dem Sicherung der Waren und dem Lärmschutz dienen, kann man am Rheinkilometer 658 in Graurheindorf den Bonner Hafen und ein Stück große, weite Welt erahnen. Bunt leuchtende Containerberge und eine imposante Ladebrücke ragen hoch in den Himmel über dem Fluss auf.
Im städtischen Umfeld des Bonner Nordens überrascht an der Ellerstraße ein großes, eher ländlich anmutendes Ensemble. Es handelt sich um den sogenannten „Ellerhof“, den städtischen Fuhrpark, der 1902-03 in dem jungen Stadtteil nach Plänen des Bonner Stadtbaumeisters Rudolf Carl Julius Schultze erbaut wurde.
Als erste Vielseilbrücke mit Seilabspannung in nur einer Ebene nimmt die 1967 eröffnete Friedrich-Ebert-Brücke innerhalb der Brückenbauhistorie eine besondere Rolle ein. Bevor das denkmalwerte Bauwerk Neubauplanungen weichen muss, lohnt sich der Besuch.
Die Arbeiterwohnungs-Genossenschaft erstellte im Norden Bonns an der Taunusstraße (1901), Ellerstraße (1903) und Eintrachtstraße (1908) einige Bauten in Form der klassischen Zeilenrandbebauung für Geringverdiende. Interessant ist, wie die gleiche Bauaufgabe in drei unterschiedlichen verschiedenen Architekturformen realisiert wurde.
Die Firma Orgelbau Klais ist seit 1882 in der Bonner Nordstadt ansässig. Sie baut und restauriert seit vier Generationen mit höchstem Qualitätsanspruch Orgeln – und hat inzwischen auch international großes Renommee. In Zeiten, in denen Gewerbebetriebe fast nur noch in gesichtslosen Industriegebieten am Stadtrand produzieren, ist es eine Besonderheit, dass die Firma nach wie vor an ihrem ursprünglichen Stammsitz an der Kölnstraße, im historisch gewachsenen städtischen Umfeld arbeitet. Die neugotische Werkstattfassade erinnert – sicherlich nicht ganz zufällig – ein wenig an Kirchenarchitektur.
In der Graurheindorfer Straße und in der Paulstraße errichtete ab 1899 eine neu gegründete Arbeiterwohnungs-Genossenschaft zwei ungewöhnliche Ensembles mit Mietswohnungen, die architektonisch und städtebaulich interessant und zugleich gut erhalten sind.
Im Norden der Stadt ist ein bedeutendes Zeugnis der Industriekultur in Bonn zu entdecken: das ehemalige Straßenbahn-Depot, 1905/06 im Jugendstil erbaut. Das komplett erhaltene und sehenswerte Ensemble besteht aus der großen Wagenhalle, Direktorenvilla, Remise, Hausmeisterwohnhaus und Umzäunungsmauer. Durch seine öffentliche Nutzung ist es von außen zudem gut zugänglich.
Ab 1874 errichte eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft in der Bonner Nordstadt mehrgeschossige Mietshäuser für einfache Leute, um die Wohnungsnot zu lindern. Der bis heute gut erhaltene Straßenzug der Peterstraße gilt als eine der Pionieranlagen des gemeinnützigen Wohnungsbaus.
Mit der Anlage der neuen Hafenanlage 1924 änderten sich auf einen Schlag die Verhältnisse im bis dahin beschaulichen Graurheindorf im Norden Bonns. Am Kai wuchsen zwei für die dörflichen Verhältnisse gigantische Gebäude aus dem Boden. 1927 begann dort die „Bonner Weizenmühle Carl Auer” Getreide zu mahlen. Dieses wurde meist per Schiff angeliefert. 1930 zerkleinerten die Mahlgänge pro Tag ca. 100 Tonnen!