Die Unternehmervillen Schumm und Heckmann

Wenn man auf der Bonner Rheinpromenade Richtung Süden spaziert, fallen oben auf der Stützmauer einige stattliche Villen ins Auge, die zum Teil von Unternehmern aus den Industriegebieten des Rheinlands erbaut wurden. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war dieses Gelände gänzlich unbebaut. Dann begannen einige Professoren der 1819 neu gegründeten Universität, hier großzügige Villen zu errichten. Mit dem Anschluss Bonns an die Bahnlinie nach Köln 1844 begann eine Phase des Zuzugs. Jetzt wurden am Rheinufer südlich von Bonn Zweitwohn- und Alterssitze von Unternehmern, Kaufleuten, Bankiers und sogenannten „Rentnern“ oder Rentiers errichtet, die ihr Geld in der Industrie, im Handel oder im Bankgeschäft in Köln, Aachen, im Ruhrgebiet oder gar in England oder Russland verdienten oder verdient hatten.

Soennecken – Schreibwarenfabrik und Unternehmervilla

Soennecken dürfte als Firma für Schreibwaren und Bürobedarf jedem ein Begriff sein. Vielleicht nicht so bekannt ist die Tatsache, dass auch dieses große deutsche Unternehmen fast ein Jahrhundert lang in Bonn ansässig war. Hier erschuf der Gründer und Namensgeber Friedrich Soennecken, ein einfallsreicher Erfindergeist mit Sinn fürs Geschäft und die Bedürfnisse der Zeit, eine ganze Branche neu.

Villa Deichmannsaue

1836 ersteigerte der Kölner Bankier Wilhelm Ludwig Deichmann das bereits bestehende Landgut „Auerhof“ in Mehlem, aus dem später das sogenannte „Schloss“ Deichmannsaue werden sollte. Die Familie des einflussreichen Bankiers beließ zunächst weitgehend den Baubestand und konzentrierte sich auf die Ausstattung eines spektakulären Landschaftsgartens. Wilhelm und seine Frau Elisabeth hatten dort viele Künstler, Wissenschaftler und illustre Gäste zu Besuch, die die besondere Lage des Auerhofes mit Blick auf den Drachenfels genossen. Das Ensemble blieb durch drei Generationen im Besitz der Familie Deichmann, deren Bankhaus über Jahrzehnte hinweg eine Schlüsselrolle in der Finanzierung der westdeutschen Industrie besaß. Die heutige Form erhielt das Anwesen 1910-1912 unter der Federführung des Bankiers Wilhelm Theodor von Deichmann. Heute wird der historische Gebäudebestand von Bundesämtern genutzt und ist von der Rheinpromenade gut zugänglich.

Villen an der Kurfürstenallee

An der heutigen Kurfürstenallee (früher Kurfürstenstraße) liegen eine Reihe von Villen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts rheinischen Bankiers und Industriellen als Sommersitze dienten. Die Villen-Besitzer waren geschäftlich wie familiär eng miteinander vernetzt. Der Reiz der Lage bestand darin, dass es früher von hier aus einen freien Blick auf das Siebengebirge gab. Ab 1855 kam hinzu, dass fußläufig der neue Godesberger Bahnhof einen unkomplizierten Anschluss nach Köln und in das ganze Rheinland bot.

Haus Bachem

Das sogenannte Haus Bachem am Königswinterer Marktplatz erinnert an die gleichnamige Steinhauerfamilie, die im Königswinterer Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielte. Damit ist das denkmalgeschützte Gebäude eng verbunden mit der Geschichte des Steinabbaus im Siebengebirge und der lokalen Steinhauer-Gewerkschaft. Seit einigen Jahren nutzt die Stadt das repräsentative Haus Bachem als Amtssitz des Bürgermeisters, als Standesamt und für kulturelle Aktivitäten.

Hirschburg

Die sogenannte Hirschburg, etwas abseits von den Touristenströmen im Siebengebirge am Hang des Hirschbergs gelegen, ist eng verbunden mit einigen prominenten Namen der rheinischen Industriegeschichte. Zu den Eigentümern der pittoresken Anlage gehörten unter anderem die Kölner Unternehmerfamilie von Mallinckrodt, der Deutzer Großindustrielle Paul Charlier und ab den 1930er Jahren die Düsseldorfer Mannesmannröhren-Werke, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Erholungsheim für die Beschäftigten nutzten.

Villa Köhler / Simons

Am westlichen Rand Friesdorfs liegt eine Villa, die sich in vielerlei Hinsicht von dem eher kleinteiligen Häuserpuzzle des Ortes unterscheidet. Ludwig Ferdinand Köhler (1783–1858), ein wohlhabender Bankier aus Elberfeld, kaufte 1818 das Gebäude, das zuvor ein Gasthaus gewesen war. Köhler war an dem Alaunabbau oberhalb von Friesdorf beteiligt. Er gab der Villa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre jetzige Gestalt. Bemerkenswert ist auch das kleine Mausoleum, das sich Köhler am Waldhang bauen ließ.

Villa Arthur Camphausen

Ein besonderer Reiz der ehemaligen Villa Camphausen liegt etwas im Verborgenen – auf der Rückseite des Gebäudes. Dort liegt ein weitläufiger Park von dem man freien Blick auf die andere Rheinseite hat – unter anderem auf den Drachenfels. Das Gebäude geht vermutlich auf einen Bau aus den 1860er Jahren zurück. Der Bankier Arthur Camphausen brachte Anfang des 20. Jahrhunderts mit einen Umbau das Ensemble in die repräsentative Form, die weitgehend erhalten ist. Der sehr vermögende Besitzer Arthur Camphausen war unter anderem Mitglied im Aufsichtsrat des A. Schaaffhausen’schen Bankvereins in Köln, dessen Engagement insbesondere der Finanzierung industrieller Aktivitäten galt. Arthur Camphausen war zugleich stellvertretender Vorsitzender der Kölnischen Rückversicherungsgesellschaft, die 1846 von Gustav Mevissen gegründet worden war. Die Villa wurde später erweitert, ist aber als Seniorenresidenz im Kern gut erhalten.

Villa Hammerschmidt

Der zweite Amtssitz des Bundespräsidenten geht im Kern auf ein kurz nach 1860 von dem Kaufmann Albrecht Troost errichtetes Gebäude zurück. Troost stammte aus einer Textilindustriellenfamilie aus Mülheim an der Ruhr. Später kaufte das Anwesen zunächst der Zuckerbaron Leopold König, dann der Textilfabrikant Rudolf Hammerschmidt. Die Anlage erlebte diverse Ausbauten und Erweiterungen, durch die sie zu einer der größten und spektakulärsten Unternehmer-Villen im Bonner Raum wurde.

Villa Hüser

Die Villa Hüser repräsentiert einen bedeutenden Aspekt der Oberkasseler Industriegeschichte. Erbaut hatte sie 1857 der Fabrikant Hartwig Hüser (1834-1899), die heutige klassizistisch anmutende Form entstand durch einen Umbau vor dem Ersten Weltkrieg. Hüser war Gründer eines erfolgreichen Betonwerkes und damit neben der Oberkasseler Zementfabrik einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde. Als Mitbegründer des Deutschen Betonvereins war Hüser auch verbandspolitisch aktiv. Die Hüser Betonwerke wurden 1976 geschlossen; die einst umfangreichen Produktionsstätten sind nicht erhalten.

Villa Ludolf Camphausen

Die klassizistische Villa am Rüngsdorfer Rheinufer, die Ludolf Camphausen (1803-1890) Ende der 1840er Jahre kaufte, ist eine der ältesten und schönsten Unternehmervillen am Rhein. Camphausen war Bankier in Köln und einer der bedeutenden Impulsgeber der Verkehrsentwicklung und des Eisenbahnbaus im Rheinland. Zugleich gehörte er zu den führenden Vertretern des rheinischen Liberalismus. Die wohlproportionierte Architektur der Villa wurde nicht wesentlich verändert, so dass wir heute noch einen Eindruck erhalten, wie die Villa in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat.

Villa Otto Deichmann

Die Villa an der Rüngsdorfer Rheinpromenade in der Nähe des Hotels Dreesen wurde 1902 nach Plänen des Architekten Ernst Eberhard Ihne für den Bankier Otto Deichmann (1838–1911) erbaut. Zugleich wurden die mächtige Stützmauer und eine Zufahrtsstraße von der Basteistraße aus angelegt. Nach dem Neubau des Hauptgebäudes folgten 1903 noch eine große Remise und ein Gewächshaus, beides entworfen von dem Godesberger Architekten Georg Westen. Die Villa ist von Rheinpromenade gut sichtbar.

Villa Rheinau

Im späten 19. Jahrhundert entstand nicht nur am Rheinufer der Stadt Königswinter, sondern auch außerhalb des Ortes an der Westseite der „Provincialstraße“ nach Niederdollendorf (heute ein Ortsteil von Königswinter) eine Reihe von repräsentativen Villen, die – ausreichendes Einkommen oder Vermögen vorausgesetzt – häufig als Sommer-Domizil genutzt wurden. Zu ihnen zählt die um 1878 errichtete Villa Rheinau, ein gutes Beispiel für den Bautypus eines spätklassizistischen Landhauses.

Villa und Mausoleum Carstanjen / Landgut Schaaffhausen

Am südlichen Ende der Bonner Rheinaue liegt unübersehbar ein burgartig anmutendes Gebäude-Ensemble, mit Türmen und Zinnen – das Haus Carstanjen, das allerdings erst um 1900 seine heutige, historisch anmutende Erscheinung erhielt. Kern der Anlage war ein ländliches Anwesen, das der Kölner Bankier Abraham Schaaffhausen Anfang des 19. Jahrhunderts erworben hatte, der eine bedeutende Rolle in der Finanzierung der rheinischen Frühindustrialisierung einnahm. Zum Ensemble gehören auch ein mächtiges Mausoleum und ein moderner Anbau aus den 1960er Jahren.

Villa Vorster

Eines der eindrucksvollsten Anwesen am rechten Rheinufer zwischen Königswinter und Bonn-Beuel ist die 1907 errichtete ehemalige Villa Vorster in Oberkassel mit ihrem weitläufigen Park. Auftraggeber des repräsentativen Gebäudes im englischen Landhausstil war der Kölner Unternehmer und Politiker Julius Vorster jun. (1845-1932). Seit 1886 war er verheiratet mit der Tochter des einflussreichen Zuckerfabrikanten Eugen Langen (1833-1895), dem Miterfinder des Ottomotors und Gründer der Gasmotorenfabrik Deutz.

Villen „Am Kurpark“

In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sommerresidenzen von wohlhabenden Unternehmern an der Kurfürstenallee entstanden auch „Am Kurpark“ Mitte des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Villen im klassizistischen Stil. Bauherren oder Besitzer waren reiche Industrielle aus dem Rheinland. Sie genossen hier die Nähe zum romantischen Rhein, die mit einem praktischem Bahnanschluss verbunden war. Die Zuckerfabrikanten-Familie Joest residierte hier, ebenso wie Gustav Mevissen, Präsident der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und eine der Schlüsselfiguren der westdeutschen Industrialisierung. Godesberg war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rund um den heutigen Kurpark ein gesellschaftlicher Treffpunkt der rheinischen Wirtschaftselite.

Villen in Rolandseck

Der historische Bahnhof ist nicht das einzige ungewöhnliche Bauwerk in Rolandseck. In seiner unmittelbaren Nähe liegen einige spektakuläre Unternehmer- und Bankiersvillen – natürlich mit Rheinblick. Wir treffen hier auf Bauherren, deren Familien wir schon aus Godesberg und Mehlem kennen: vom Rath und Deichmann.

Alaunabbau und Villa Pfeifer am Friesdorfer Annaberg

Braunkohletagebau – das verbinden wir im Rheinland heute vor allem mit dem großen Revier westlich von Köln. Im 19. Jahrhundert wurde aber auch in der Nähe von Bonn rege Braunkohle und Alaun abgebaut, so auch am Hang oberhalb von Friesdorf – bis Anfang der 1840er Jahre. Im ehemaligen Tagebaugebiet ließ 1898 Eugen Pfeifer, ein Gesellschafter der Zuckerfabriken Pfeifer & Langen, das schlossartige Haus Annaberg erbauen.

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