Bahnhof Königswinter

Bis zum Siegeszug der Massenmotorisierung in den 1960er/1970er Jahren war der 1870 eröffnete und später mehrfach erweiterte Bahnhof Königswinter das touristische Tor zum Siebengebirge. Entscheidend war vor allem die Verbindung in die Großstädte Köln und Düsseldorf und natürlich in den industriellen Ballungsraum Ruhrgebiet. Aber nicht nur der lokale Tourismus, sondern auch das lokale Handwerk und die Industrie profitierten von dem Anschluss der Stadt an die seit 1871 durchgängig befahrbare rechtsrheinische Bahnlinie.

Ohne die rechtsrheinische Eisenbahnlinie wäre der Aufstieg Königswinters zu „der“ Tourismusdestination am Eingang zum nördlichen Mittelrheintal kaum denkbar gewesen. Neben dem Personenverkehr war aber auch der Güterverkehr von Bedeutung. So spielten Ende des 19. Jahrhunderts vor allem der Abtransport des Materials aus den Steinbrüchen im Siebengebirge und der Bahnversand der Produkte der renommierten Königswinterer Backofenbauer eine wichtige Rolle. Später sorgten die 1919 gegründeten Lemmerz-Werke für ein hohes Güteraufkommen; das Unternehmen war als erfolgreich am Markt vertretener Autoräder- und Felgenhersteller unweit des Bahnhofs direkt an die rechtsrheinische Bahnstrecke angebunden.

Ansicht des 1870 eingeweihten Empfangsgebäudes von Südosten; die Überdachung des Hausbahnsteigs ist jüngeren Datums. Der Anbau links beherbergte bis vor wenigen Jahren die Bahnhofsgastronomie.

Das spätklassizistische Empfangsgebäude des Bahnhofs entstand 1869-1870. Aus dieser Zeit stammt auch die glücklicherweise erhaltene dekorative Eisen-Glas-Konstruktion des überdachten Treppenaufgangs zum Mittelbahnsteig. Die nördliche Erweiterung des Hauptgebäudes (für die Abwicklung des Stückgutverkehrs) und der südliche Anbau, der Platz für die seinerzeit noch unerlässliche Bahnhofswirtschaft bot, sind in den 1950er Jahren hinzugefügt worden.

Die genietete Eisen-Glas-Konstruktion des Aufgangs zum Mittelbahnsteig.

Architektonisches Highlight des ansonsten eher schlichten Bahnhofsgebäudes ist der Vorbau der ehemaligen Schalterhalle, der ebenfalls aus den 1950er Jahren stammt. Die künstlerisch gestalteten Motive der großflächigen Glasfront verweisen auf die Sehenswürdigkeiten Königswinters und des Siebengebirges: das Stadtpanorama, die Schifffahrt, die Drachenfelsbahn und den Weinanbau.

Detailansicht des Glasfensters im Vorbau der ehemaligen Schalterhalle.

2004 übernahm die Stadt Königswinter den denkmalgeschützten Bahnhof; 2012 ging er in privaten Besitz über. Nach einer umfangreichen baulichen Sanierung wird er seit einigen Jahren als Café genutzt.

Text und Fotos: Markus Krause

Adresse: Bahnhofsallee 10, 53639 Königswinter

Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_K%C3%B6nigswinter

Schyma, Angelika: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmäler im Rheinland 23.5. Köln 1992, S. 116

Birkenstein, Gudrun, Gilbert, Ursula: „Ein wahrer Golddampf“. Der lange Weg zur Eisenbahn. In: Preußenadler über dem Rhein. Eine Spurensuche rund um den Drachenfels. Hg.: Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter. Bonn 2015, S. 56-67