Drachenfelsbahn

Als erste Zahnradbahn in Deutschland ist die Drachenfelsbahn in Königswinter ein Highlight der Technikgeschichte. Seit 1883 befördert sie dank dem Zahnradantrieb nach dem System Riggenbach auf steiler Strecke begeisterte Fahrgäste auf den Drachenfels, den zwar nicht höchsten, aber eindeutig beliebtesten Berg im Siebengebirge. Mitte der 1950er Jahre wurden die historischen Dampfloks durch Elektro-Zahnradtriebwagen ersetzt. Betreiber der Bahn ist die „Bergbahnen im Siebengebirge AG“, die Ferdinand Mülhens (1844-1928), Inhaber des weltweit bekannten Kölner Unternehmens „4711“, 1923 gegründet hatte.

Im 19. Jahrhundert hatte die Rheinromantik die Landschaft am Fluss mit ihren Bergen, Burgen und Weinlokalen als Reiseziel entdeckt und populär gemacht. Besonderer Beliebtheit erfreute sich das Siebengebirge, vor allem nachdem die Region dank der Eisenbahn auch für breite Bevölkerungsschichten – etwa aus Köln, Düsseldorf oder dem Ruhrgebiet – besser erreichbar wurde. Als besondere Attraktion erwies sich der Drachenfels in Königswinter mit seiner sagenumwobenen Burgruine. Der Anstieg aber war steil und für viele kaum zu bewältigen. Da lag es nahe, den Touristen den Zugang mit Hilfe einer Zahnradbahn zu erleichtern – eine technisch innovative Idee, die angesichts des allmählich sich entwickelnden Massentourismus dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg versprach.

Begegnung an der neu gestalteten Mittelstation nahe der Drachenburg.

Und so wurde zu Pfingsten 1883 die meterspurige Steilstrecke zum Drachenfels als erste Zahnradbahn in Deutschland feierlich eröffnet. Insgesamt waren in Bau und Technik über 600.000 Mark investiert worden – seinerzeit eine beträchtliche Summe. Erster Betreiber war die „Deutsche Lokal- und Straßenbahn-Gesellschaft“ (DLSG) aus Berlin. Auf einer Länge von 1520 Metern überwindet die Bahn 220 Höhenmeter; die Steigung beträgt je nach Geländeprofil zwischen zehn und zwanzig Prozent.

Die Bahn Anfang der 1950er Jahre: offene Waggons mit der Dampflok am Zugschluss. Ansichtskarte, Sammlung Markus Krause

Zentrales Element der Steilstreckentechnik war der Zahnradantrieb der Dampflokomotiven nach dem System des Schweizer Ingenieurs Nikolaus Riggenbach, das bereits bei der Rigi-Bahn in der Schweiz seine Bewährungsprobe bestanden hatte. Ein mittig auf der Treibachse der Lok platziertes Zahnrad greift in eine zwischen den Schienen verlegte Leiter-Zahnstange ein und überträgt so die Antriebskraft der Maschine. Dieses auch im Siebengebirge über Jahrzehntebewährte System hielt man bei, als in den 1950er Jahren die historischen Dampfloks – die aus Sicherheitsgründen stets auf der Talseite des Zuges fuhren – von modernen Elektro-Zahnradtriebwagen abgelöst wurden.

Antriebseinheit, ausgestellt in der Talstation, in der Mitte das Zahnrad.

1913 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte der Bahn: Ferdinand Mülhens, Inhaber der renommierten Kölner Firma „4711“ und Eigentümer des Wintermühlenhofs in Königswinter, erwarb die Drachenfelsbahn von der DLSG. Zehn Jahre später gründete er das noch heute für den Betrieb verantwortliche Unternehmen „Bergbahnen im Siebengebirge AG“. Die neue Gesellschaft betrieb zunächst neben der Drachenfelsbahn die technisch vergleichbare Zahnradbahn auf den benachbarten Petersberg – dort besaß Mülhens ein luxuriöses Hotel. Diese landschaftlich ebenso reizvolle Strecke, die direkt am Bahnhof Königswinter begann, ist allerdings im Gegensatz zu ihrer südlichen Schwester bereits seit 1958 stillgelegt.

In der Talstation.

Eingangstor in die Gebirgswelt am Drachenfels ist die Talstation der Bahn am Rande des Königswinterer Ortskerns. Sie wurde nach einer umfangreichen Sanierung und teilweisen Erweiterung 2005 als „Drachenfels Tourismus-Bahnhof“ neu eröffnet; der bauliche Kern der luftigen Fahrzeughalle mit den Beton-Bogenbindern aus den 1950erJahren ist aber noch gut erkennbar. Eine kleine Text-Bild-Ausstellung informiert über die Geschichte der Familie Mülhens und der Zahnradbahn.

Vor der Talstation erinnert die 1927 von der Maschinenfabrik Eßlingen gebaute Denkmallokomotive Nr. 2 an die Ära des Dampfbetriebs.

Nach steiler Fahrt erreicht die Bahn die 2012/13 errichtete, architektonisch bewusst zurückhaltend gestaltete Drachenfelsstation auf dem Bergplateau mit seiner grandiosen Sicht auf den Rhein, das Siebengebirge, die Eifel und die Bonner Bucht.

Endstation auf dem Drachenfels.

Text und Fotos: Markus Krause

Adresse: Drachenfelsbahn 53, 53639 Königswinter

Literatur:

www.drachenfelsbahn.de

„Drachenfelsbahn Königswinter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-291576

„Denkmallokomotive an der Talstation der Drachenfelsbahn“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL:
https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-111265-20150107-2

Seidel, Jörg: Die Drachenfelsbahn. Nordhorn 2001

Wolff, Gerd: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Bd. 4: Nordrhein-Westfalen, südlicher Teil. Freiburg 1997, S. 289-298