Ehemaliges städtisches Gaswerk

Die Verantwortung für die städtische Infrastruktur und die Ver- und Entsorgung innerhalb der Stadt wurde erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als kommunale Aufgabe angesehen. Der Wandel von einer rein administrativen zu einer Leistungsverwaltung verlief schleppend und stieß immer wieder auf finanzielle Vorbehalte der Stadtverordneten, die das Risiko und den Gewinn lieber Privatinvestoren überließen.

 Neben dem öffentlichen Nahverkehr und der Wasserversorgung wurde auch die Gasversorgung der Stadt Bonn zunächst von einem privaten Unternehmen übernommen. Die Stadt schloss am 28.07.1852 mit dem Kaufmann Alexander Oster einen Vertrag über die Lieferung von Gas zur Beleuchtung der Straßen und Plätze. Das neue Gaswerk, das an der heutigen Breitestraße errichtet wurde, begann im Frühjahr 1854 mit der Produktion von Kokereigas. Trotz der zum Teil schlechten Qualität und geringen Leuchtkraft des Gases erwies sich das Unternehmen in finanzieller Hinsicht als Erfolg.

Diese positiven finanziellenAussichten bewogen die Stadtverordneten letztendlich auch dazu, nach Auslaufen des auf 25 Jahre geschlossenen Vertrages die Produktion und den Vertrieb in eigene Regie zu übernehmen.

Bonner Gaswerk 1879. Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn.

Auf einem Grundstück an der Ecke Karlstraße/ Immenburgstraße wurde nach den Plänen des Ingenieurs und späteren Direktors Heinrich Söhren 1877 mit dem Bau eines eigenen Gaswerkes begonnen. Am 1. April 1879 konnte das Werk mit der Lieferung beginnen. Die Qualität des produzierten „Stadtgases“ war von Anfang an sehr viel besser als das privat hergestellte Gas, was zur schnell steigenden Zahl der privaten Abnehmer und damit zum finanziellen Erfolg der Anlage beitrug.

Die Stadtverordneten behielten damit mit ihrer an den Bau und den Betrieb eines Gaswerkes geknüpften Erwartung Recht. Das städtische Unternehmen erwirtschaftet in den ersten Jahren erhebliche Gewinne. Das rasche Wachstum der Stadt im Süden und Norden erforderte zwischen 1890 und 1894 den Bau einer zweiten Anlage auf demselben Grundstück.

Bonner Gaswerk, Gasbehälter I und II mit Uhren- und Reglerhaus 1912. Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn.

Das Gas wurde durch die Vergasung von Kohle in einem, später in zwei Ofenhäusern erzeugt. In den Öfen wurde das sogenannte „Rohgas“ produziert, das anschließend abgekühlt und in einem Waschhaus gereinigt wurde. Ein für Gaswerke charakteristisches Gebäude war der Gasometer, in dem das gereinigte Gas gelagert und für die Weiterleitung in das Rohrleitungsnetz vorgehalten wurde. Die erste Bonner Anlage verfügte über zwei kleinere Gasometer, die nach dem Ausbau durch einen dritten, größeren ergänzt wurden.

Nach Kriegszerstörungen und Wiederaufbau der Anlagen zu Beginn der 1950er Jahre stellte das Gaswerk am 27.03.1963 seinen nicht mehr rentablen Betrieb ein. Die Gasversorgung erfolgt seit diesem Zeitpunkt durch Ferngas.

Bonner Gaswerk, Eingang Karlstraße um 1912. Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn.
Gaswerk Immenburgstraße, im Vordergrund das Reglerhaus. Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn.

Text: Franz Josef Talbot

Adresse: Karlstraße/ Immenburgstraße

Literatur:

www.swb-konzern.de/unternehmen/historie-1/1879-gaserzeugung/

www.swb-konzern.de/unternehmen/historie-1/1963/ Abschied vom Gaswerk

Generalanzeiger Bonn, 01.04.2008: Bonner Stadtwerke erinnern an altes Gaswerk an Karlstraße