Fischereimuseum Bergheim an der Sieg und Aalschokker „Maria Theresia“

In dem kleinen Ort Bergheim an der Sieg kann man ein Stück Weltkulturerbe erleben: Die Flussfischerei, wie sie bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein an der Mündung der Sieg in den Rhein betrieben wurde, wurde 2016 als immaterielles kulturelles Erbe anerkannt und in das Bundesweite Verzeichnis für Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. In dem 2010 eröffneten Fischereimuseum Bergheim an der Sieg werden auf über 500 m² Ausstellungsfläche die alten Traditionen und Handwerkstechniken für die Gäste wieder lebendig.

Gegründet und betrieben von der Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg, die auch die Ausstellung entwickelte und den Großteil der Exponate beisteuerte, erzählt das Museum aus der Geschichte des Flusses, von seiner Nutzung durch die Flussfischerei und vom Handel mit dem Fang. Die Besucher lernen die Flora und Fauna an der Sieg kennen – ein paar Flussbewohner kann man im Untergeschoss sogar lebendig erleben – und die Methoden des Fischfangs von ihren Anfängen im frühen Mittelalter bis zum Ende der Flussfischerei in den 1960er Jahren. Auch die eng mit der Fischerei verknüpften Handwerke wie das Netzstricken und die Korbmacherei werden vorgestellt und nicht zuletzt die zunftähnlich organisierte Vereinigung der Flussfischer, die Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg.

Ausstellungsraum 1: Fluss | Land | Leben.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Fischfang selbst und seiner technologischen Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte. Das Herzstück hier ist sicherlich der kleine wirklichkeitsgetreue Nachbau eines Aalschokkers, eines um 1850 in den Niederlanden speziell zum Aalfang entwickelten Bootstyps. Er löste ab den 1910er Jahren zunehmend auch in der Flussfischerei an Rhein und Sieg die herkömmlichen Boote ab, da der Fischfang mit dem Aalschokker weitaus größere Fangerträge brachte. Ein Original eines solchen Bootes, die 1894 in den Niederlanden gebaute „Maria Theresia“, liegt hinter dem Museumsgebäude auf dem Diescholl, einem Altarm der Sieg. Das Boot ist als bewegliches Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Troisdorf eingetragen und nicht nur aus der Ferne betrachtet ein eindrucksvolles Zeugnis einer vergangenen Zeit: Die „Maria Theresia“ ist seit ihrer Restaurierung 2017 das sicherlich beeindruckendste Exponat der Ausstellung und kann im Rahmen des Museumsbesuchs erkundet werden. Schautafeln und zahlreiche weitere Ausstellungsstücke vermitteln den Gästen anschaulich das Arbeitsleben an Bord.

Ausstellungsraum 3: Fisch | Fischer | Fischfang.
Blick auf den Diescholl: der Aalschokker „Maria Theresia“ von 1894.

Ein eigener Raum ist der Fischereibruderschaft und ihren Mitgliedsfamilien gewidmet. Hier liegt der Schwerpunkt ganz auf den Menschen, auf ihrer überlebenswichtigen Zugehörigkeit zur organisierten Gemeinschaft der Fischer und auf ihren Traditionen. Die Bruderschaft hat – wie alle Zünfte – ihre ganz eigenen Konventionen und ein strenges Regelwerk. Der wichtige Grundsatz der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes ist auch heute ein zentrales Anliegen der Bruderschaft und in der Ausstellung allgegenwärtig.

Das Fischereimuseum Bergheim an der Sieg ist mit seiner abwechslungsreichen und informativen Ausstellung ein kleines, aber feines Museum für jede Zielgruppe. Es vermittelt neben seinen vielfältigen Inhalten atmosphärische Eindrücke vom arbeitsreichen bescheidenen Leben vergangener Jahrhunderte und von einem friedvollen Miteinander von Mensch und Natur. Zahlreiche Möglichkeiten zur Selbsterkundung machen das Museum insbesondere auch für Kinder spannend und erlebnisreich, auch außerhalb des attraktiven Ferienprogramms.

Zudem landschaftlich schön gelegen und an das regionale Radwegenetz gut angebunden ist das Museum lohnenswert als Ziel oder Zwischenstopp im Rahmen einer Radtour durch das Naturschutzgebiet Siegaue.

Text und Fotos: Barbara Wunsch

Adresse: Nachtigallenweg 39, 53844 Troisdorf-Bergheim

Literatur :

Ausstellung Fischereimuseum Bergheim an der Sieg

www.fischereimuseum-bergheim-sieg.de

https://fischereibruderschaft.de/