Geschichtsweg Braunkohle und Alaun auf der Ennert-Hardt

Der bis nach Beuel reichende Ausläufer des Siebengebirges, der Ennert, bildet den südöstlichen Rand des Rheinischen Braunkohlereviers. Die Braunkohlevorkommen wurden hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst ober- und ab 1835 auch untertägig abgebaut. Wie in den übrigen Bereichen des Reviers stand zunächst die Weiterverarbeitung der Kohle zu Farben und Alaun im Vordergrund.

Aufgrund von Analysen erkannte der aus Neuwied stammende Bergmeister Leopold Bleibtreu, dass sich insbesondere die untere Schicht der Braunkohlevorkommen für die Herstellung von Alaun besonders gut eignete. Zusammen mit seinem Bruder Abraham und einem Kölner Alaunhandelshaus gründete er 1806 ein Unternehmen, das bei Holzlar eine eigene Alaunhütte errichtete. Der Braunkohleabbau und die Weiterverarbeitung zu Alaun wurden in den folgenden Jahren ausgebaut. 1853 schlossen sich die zwischenzeitlich entstandenen Hüttenbetriebe der Gebrüder Bleibtreu, von J. W. Jürgens & Partner sowie später von M. Jaeger zur „Bonner Bergwerks- und Hütten-Verein AG“ zusammen. Die Bonner Werke gehörten um die Jahrhundertmitte zu den größten Alaunproduzenten in Preußen.

Ehem. Hauptgebäude der Allaunhütte l. heute Forschungsstelle für Wildschadenverhütung.

Nachdem Alaun in großtechnischem Maßstab künstlich hergestellt werden konnte, gingen ab 1863 die Förderung von Braunkohle und deren Weiterverarbeitung zu Alaun drastisch zurück. 1876 wurden sie völlig eingestellt. Die Alaunhütten wurden weitgehend abgerissen, die Flöze verfielen oder wurden zugeschüttet. Wer sich auskannte konnte jedoch die Hinterlassenschaften dieser frühen Förderung und industriellen Weiterverarbeitung von Bodenschätzen im Bonner Raum aufspüren und den einzelnen Arbeitsschritten zuordnen.

Alaunhütte an der Pützchens Chausee um 1855.

Dem „Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtrheinisch e.V.“ ist es zu verdanken, dass dies heute auch für Ortsunkundige möglich ist. 2004 hat er einen „Geschichtsweg Braunkohle und Alaun auf der Ennert-Hardt“ ausgearbeitet, der an acht Stationen die Geschichte, die Entwicklung und die Relikte vor Ort erläutert. Der Weg beginnt an dem Ennertparkplatz am Kreisverkehr Pützchens Chaussee/ Oberkassler Straße und besteht aus einem südlichen und einem nördlichen Abschnitt. Der südliche Teil führt entlang der Trasse der ehemaligen Lorenbahn zu der Alaunhütte III und den Spuren des unterirdischen Braunkohleabbaus im Umfeld von Oberholtdorf. Am nördlichen Teil des Geschichtsweges liegen die Reste der Alaunhütten I und II sowie die Ruine einer Ziegelei, die seit 1850 die abgebaute Braunkohle als Brennstoff für die Herstellung von Ziegeln nutzte. Das erste Foto zeigt Reste der Alaunhütte III in der Fuchskaule.

Tafel 1 des Geschichtsweges am Ennertparkplatz.

Die weiteren Erläuterungstafeln zu dem Geschichtsweg können aufgerufen werden unter:

http://www.denkmalverein-bonn.de/wp-content/uploads/Info-Tafeln-AlaunKohle.pdf.

Text und Foto (Nr. 2, 3): Franz Josef Talbot, Foto Nr. 1: Markus Krause

Adresse: Ennertparkplatz – Pützchens Chaussee / Oberkasseler Straße

Literatur:

Leischner, W.: Das vulkanische rechtsrheinische Bonn – Von der primären Trachyttuff-Eruption bis zu den vulkanischen Stöcken, Basalt- und Tufftondecken und zur Natur der St. Adelheidis-Quelle. Bonn 2004

Falk, Friedrich: Ein vergessenes rheinisches Braunkohlenrevier. Braunkohlenbergbau unter Tage am Nordabfall des Siebengebirges. Siegburg 2002

Kiesel, Theodor: Die Braunkohlen- und Alaunindustrie auf der Ennerthardt und ihr Begründer Leopold Bleibtreu. In: Bürgervereine der Ennert-Orte (Hg.): Herrschaft Hochgericht + Kirchspiel Küdinghoven (Chronik der Ennert-Orte 1/1958). Bonn 1958, S. 68-73

Wolfgarten, Horst: Unsere engere Heimat, das größte zusammenhängende Abbaugebiet für Braunkohle um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Aufgerufen unter: http://www.holtorf-ungarten.de/geschichte/Kohle/braunkohle