Haus Bachem

Das sogenannte Haus Bachem am Königswinterer Marktplatz erinnert an die gleichnamige Steinhauerfamilie, die im Königswinterer Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielte. Damit ist das denkmalgeschützte Gebäude eng verbunden mit der Geschichte des Steinabbaus im Siebengebirge und der lokalen Steinhauer-Gewerkschaft. Seit einigen Jahren nutzt die Stadt das repräsentative Haus Bachem als Amtssitz des Bürgermeisters, als Standesamt und für kulturelle Aktivitäten.

Bauherr des 1825 errichteten Anwesens war der wohlhabende Steinbruchbesitzer Theodor Bachem. Für die folgenden Jahrzehnte diente das schlichte, aber dank der klaren architektonischen Gliederung ausgesprochen stattliche Gebäude als Stammsitz der wohl bedeutendsten Steinhauer-Dynastie in Königswinter und Umgebung. Das Mansarddach, die ehemalige Remise an der schmalen Ostseite des Hauses und der kleine Anbau zum rückwärtigen Park hin sind Ergänzungen vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Der Königswinterer Marktplatz mit Haus Bachem, dem Weinbrunnen von 1938 aus Wolkenburger Latit und dem Turm der St. Remigiuskirche im Hintergrund.

Theodor Bachem war einer der Initiatoren der um 1817 gegründeten Königswinterer Steinhauer-Gewerkschaft. In ihr hatten sich sieben der wichtigsten lokalen Steinbruchbesitzerzusammengeschlossen – aus heutiger Sicht eine Art Monopol, das die Geschäfte mit dem wertvollen Gestein aus dem Siebengebirge auf wenige (Familien-)Unternehmen konzentrierte und so gute Gewinne erwarten ließ.

1828 erwarb die Gewerkschaft die bestehenden Steinbrüche am Drachenfels von den früheren Besitzern, um Material unter anderem für den geplanten Weiterbau des Kölner Doms zu gewinnen. Die Spekulation auf lukrative Renditen zerschlug sich allerdings, da der preußische Staat die Brüche am Drachenfels 1829 enteignete, um den Berg und die Burgruine vor der endgültigen Zerstörung zu schützen. Die Tatsache, dass der Steinabbau an dieser exponierten Stelle nun zwar Vergangenheit war, das Drachenfelsplateau aber weiterhin im Besitz der Steinhauer-Gewerkschaft blieb, nutzte Lorenz Bachem, der älteste Sohn Theodor Bachems, um dort Mitte der 1830er Jahre ein kleines Wirtshaus zu errichten – der bescheidene Beginn einer langen gastronomischen Erfolgsgeschichte an einem einzigartigen Ort.

Blick auf die Rückfront von der ehemals zu den Anwesen gehörenden, heute öffentlichen Parkanlage aus.

Trotz ihrer vorteilhaften Stellung am Markt löste sich die Steinhauer-Gewerkschaft aufgrund interner Querelen bereits 1835/35 wieder auf. Ihr Erbe traten nun erneut einzelne Firmen an. Als langfristig besonders erfolgreich erwies sich das 1840 gegründete Familienunternehmen Bachem & Cie., das nicht nur im Siebengebirge, sondern auch in der Eifel zahlreiche Steinbrüche betrieb. Die Firmenzentrale lag direkt am Rheinufer: die heute als Wohnhaus genutzte historistische Villa von 1883 an der Ecke Rheinallee/ Generalkonsul-von-Weiß-Straße. Interessanterweise handelt es sich nicht um ein Natursteingebäude – wie man aufgrund des Bauherrn Peter Joseph Bachem vermuten könnte –, sondern mit Ausnahme der Zierelemente um einen Backsteinbau. Die allmähliche Einstellung des Steinabbaus im Siebengebirge bedeutete auch das Aus für das Bachemsche Unternehmen.

Der dekorative rückwärtige Ausgang zum Park.

Ende der 1980er Jahre ließ die Stadt Königswinter, in deren Eigentum das Anwesen in den Jahren zuvor übergegangen war, das Gebäude aufwändig und denkmalgerecht sanieren. Heute dient es unter anderem als Amtssitz des Bürgermeisters und als gern genutzter Ort für kulturelle Veranstaltungen; die ehemalige Remise wird als Standesamt mit eigenem Trauzimmer genutzt.

Text und Fotos: Markus Krause

Adresse: Drachenfelsstraße 4, 53639 Königswinter

Literatur:

Berres, Frieder: Gesteine des Siebengebirges. Entstehung – Gewinnung – Verwendung. Siegburg 1996

Hardenberg, Theo, Biesing, Winfried: „In der Welt“ zu Königswinter und rundherum. Ein Stück geschichtlicher Ortskunde. Königswinter 1985

Schyma, Angelika: Stadt Königswinter. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmäler im Rheinland 23.5. Köln 1992, S. 159


https://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=2712&reihe=-5563-2712-5392-3289-5708-3290-3291-3457