Hirschburg

Die sogenannte Hirschburg, etwas abseits von den Touristenströmen im Siebengebirge am Hang des Hirschbergs gelegen, ist eng verbunden mit einigen prominenten Namen der rheinischen Industriegeschichte. Zu den Eigentümern der pittoresken Anlage gehörten unter anderem die Kölner Unternehmerfamilie von Mallinckrodt, der Deutzer Großindustrielle Paul Charlier und ab den 1930er Jahren die Düsseldorfer Mannesmannröhren-Werke, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Erholungsheim für die Beschäftigten nutzten.

Die Hirschburg ist trotz des Namens und der abwechslungsreichen Architektur mit all ihren Türmchen, Erkern und Zinnen weder eine im Kernmittelalterliche Burg noch ein Schloss aus der Feudalzeit, sondern entstand1883/84 als repräsentatives privates Wohnhaus am Rande des Hirschbergs, umgeben von einer großzügigen Parkanlage. Die beiden Hirschfiguren am Rande der Westterrasse erinnern an den namensgebenden Berg – der im Übrigen nicht zu den klassischen sieben Bergen gezählt wird.

Von der Hirschburg aus bietet sich ein wunderbarer Blick nach Westen ins Rheintal.

Initiator des aufwändigen Bauprojekts war der Düsseldorfer Rentier Jakob Anton Biesenbach. Er war ein Schwager des weltläufigen Bankiers Baron Stephan von Sarter, der fast zeitgleich das nahe gelegene Schloss Drachenburg errichten ließ, das sich heute im Besitz der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege befindet. Verantwortlich für die Entwürfe der beiden landschaftsprägenden „Burgen“ war der renommierte Kölner Architekt Wilhelm Hoffmann.

Die Hirschburg als „Kurheim“ der Mannesmann AG,Anfang der 1950er Jahre.Ansichtskarte, Sammlung Markus Krause

1899 ging das Anwesen in den Besitz der Kölner Familie von Mallinckrodt über. 1910 kaufte es der Kölner Unternehmer und Kommerzienrat Paul Charlier, Miteigentümer der renommierten Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik Van der Zypen&Charlier in Köln-Deutz. Der Bezug zur rheinischen Großindustrie blieb erhalten, als die Hirschburg 1933 von den Düsseldorfer Mannesmannröhren-Werken erworben wurde. Der Stahlkonzern genoss vor allem durch die erfolgreiche Entwicklung und Produktion nahtloser Stahlrohre nach dem „Mannesmann-Verfahren“ weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Hirschburg nutzte er zeitweise als Verwaltungsgebäude und ab 1950 als Erholungsheim für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ein positives Beispiel betrieblicher Gesundheitsfürsorge.

Repräsentative Zufahrt zum Hauptgebäude.

Text und Fotos: Markus Krause

Adresse: Hirschburg 1, 53639 Königswinter.

Die Hirschburg ist für nicht zur Zufahrt Berechtigte nur zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen; kurz nach der Ausfahrt Königswinter der B 42 Parkstreifen rechts an der L 331 / Ferdinand-Mülhens-Straße von Königswinter nach Ittenbach.

Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hirschburg_(K%C3%B6nigswinter)

https://ga.de/region/die-hirschburg-ist-als-tagungsort-begehrt_aid-39978837

Biesing, Winfried: Der Hirschberg und die Hirschburg im Siebengebirge. In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 1989. Siegburg 1988, S. 47-61

Schyma, Angelika: Stadt Königswinter. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmäler im Rheinland 23.5. Köln 1992, S. 159