Anstelle der Alten Rheinbrücke, auf deren Strom- und Landpfeilern sie fußt, führt heute die Kennedybrücke aus dem Jahr 1949 von der Bonner Innenstadt hinüber nach Bonn-Beuel. Die älteste der drei Bonner Rheinbrücken ist ein bedeutendes Brückenbauwerk der Nachkriegszeit. Dazu gewährt sie dem aufmerksamen Betrachter ganz nebenbei einen charmanten Einblick in ein besonderes Nachbarschaftsverhältnis links und rechts des Rheins…
Die Kennedybrücke ist die mittlere der drei Bonner Rheinbrücken und zugleich der älteste Brückenübergang über den Rhein im heutigen Stadtgebiet. Sie verbindet die Bonner Innenstadt mit der Beueler Seite. Autoverkehr, Schienenfahrzeuge und Busse des Öffentlichen Personennahverkehrs teilen sich die Fahrbahn, Radfahrer und Fußgänger die breiten Randstreifen.
An selber Stelle befand sich die erste und bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein einzige Bonner Brücke über den Rhein, die (Alte) Rheinbrücke. Diese war Ende des 19. Jahrhunderts notwendig geworden, weil der Fährverkehr zwischen Bonn und der damals noch autarken rechtsrheinischen Gemeinde Vilich, heute zu Bonn-Beuel gehörig, überlastet und zu stark witterungsabhängig war. Die (Alte) Rheinbrücke wurde 1898 eingeweiht und schon bald zu einem Wahrzeichen Bonns. Kein halbes Jahrhundert später, im März 1945, wurde sie von deutschen Soldaten gesprengt, um den Übergang der alliierten Truppen über den Rhein aufzuhalten.
Da der anschließend wieder eingerichtete Fährbetrieb das hohe Verkehrsaufkommen von bis zu 20.000 Personen am Tag kaum bewältigen konnte, begann man bereits im Herbst 1946 mit dem Bau der neuen Rheinbrücke.
Diese ist als Balkenbrücke konstruiert und als Bogenbrücke in einem vollen und zwei halben Bögen ausgeführt. Sie fußt auf den Strom- und Landpfeilern der historischen Rheinbrücke, die bei der Sprengung weitestgehend intakt geblieben waren.
Die Einweihung erfolgte im November 1949. Ein halbes Jahr zuvor war die Bundesrepublik Deutschland gegründet und Bonn Hauptstadt geworden. Die Tatsache, dass die Brücke damals kurz vor der Fertigstellung stand, wird bei der Hauptstadtwahl mit eine Rolle gespielt haben. Ihren Namen trägt die Kennedybrücke seit dem Attentat auf J.F. Kennedy im Dezember 1963.
Nachdem bereits 2003 erhebliche Schäden festgestellt worden waren, erfolgte 2007 bis 2010 eine umfangreiche Sanierung der Brücke. Dabei wurde sie auch gemäß den aktuell geltenden DIN-Normen ertüchtigt und überdies von vormals 18 Metern auf 26,80 Meter verbreitert. Hierzu wurden beidseits die vorhandenen Hauptträger durch je einen weiteren Träger ergänzt und die genieteten Stahlbleche, die die Brückenkonstruktion verkleideten, nachgebildet.
2010 zeichnete der Fachverlag Ernst & Sohn die Arbeiten als „beispielhafte Instandsetzung eines bedeutenden Ingenieurbauwerks“ mit seinem jährlich vergebenen Deutschen Ingenieurbaupreis aus.
Die an der Südseite über die gesamte Brückenlänge hinweg angebrachten Solarpaneele spendete die inzwischen geschlossene Bonner Firma Solarworld. Der Stromertrag, ausreichend für die Versorgung von ca. 20 Privathaushalten, wird ins öffentliche Netz eingespeist.
Seit der Sanierung zeigt das berühmte Bonner Brückenmännchen, das ursprünglich an der Alten Rheinbrücke angebracht war, auch wieder historisch korrekt in Richtung Beuel: Das feixende Männlein dreht den Allerwertesten zur rechten Rheinseite, weil die Bonner beim Bau der ersten Rheinbrücke ihren bevorzugten Standort durchgesetzt und auf die ihrer Ansicht nach ohnehin zu niedrige Kostenbeteiligung, die Vilich angeboten hatte, verzichtet hatten. Die Skulptur konnte nach der Sprengung der Alten Rheinbrücke 1945 aus dem Rhein gerettet werden, fiel jedoch 1960 Vandalismus zum Opfer. An der 1949 eingeweihten Brücke war die Kopie nach Süden ausgerichtet angebracht gewesen – eigentlich aus baukonstruktiven Gründen, jedoch gern auch als Sieg Bonns über das südlich gelegene Frankfurt in der Hauptstadtfrage interpretiert. Auf der Beueler Seite findet sich mit dem keifenden und Pantoffel schleudernden Brückenweibchen die Beueler Antwort . Echter Bönnscher Humor in R(h)einkultur.
Text und Fotos: Barbara Wunsch
Literatur:
https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-31663-20120118-2 (15.01.2022)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kennedybr%C3%BCcke_(Bonn)#cite_ref-Vogt2008_1-1 (15.01.2022) (15.01.2022)
https://www.baukunst-nrw.de/objekte/Kennedybruecke-Bonn–1487.htm (15.01.2022)
https://www.brueckenweb.de/2content/datenbank/bruecken/3brueckenblatt.php?bas=84 (15.01.2022)
Grainer-Mai, Doris: Ingenieurbau-Preis von Ernst & Sohn 2010: Fünf „Auszeichnungen zum Preis“ vergeben. In: Mauerwerk 14. Jahrgang, Heft 6, 2010: S. 379.