Steinbruch am Stenzelberg

Am 287 Meter hohen Stenzelberg südwestlich von Königswinter-Heisterbacherrott findet sich die wohl eindrucksvollste Steinbruchlandschaft im Siebengebirge. Hier wurde seit dem Mittelalter Quarz-Latit abgebaut, ein vulkanisches Gestein aus dem Tertiär, das vor allem im Bauwesen Verwendung fand. Eine örtliche Besonderheit sind die sogenannten „Umläufer“, kleinere turmartige Felsformationen, die beim Abbau einfach stehengelassen wurden, da die Qualität des Steins den Anforderungen nicht genügte.

Bis zur Säkularisation 1803 befanden sich die Brüche im Besitz des nahe gelegenen Klosters Heisterbach. Nach einer kurzen Zwischenphase übernahmen verschiedene Eigentümer den Betrieb, unter ihnen auch die Firma „Bachem & Cie.“ aus Königswinter, eines der bedeutendsten Steinbruchunternehmen in der Region.

Ein (mittlerweile verbotenes) Kletterparadies…

Seit Ende des 19. Jahrhunderts besorgte die Heisterbacher Talbahn die Abfuhr des Gesteins an den Rhein nach (Königswinter-)Niederdollendorf, wo es auf Schiffe umgeladen oder von der rechtsrheinischen Bahn weiterbefördert wurde. 1931 wurde der Steinbruchbetrieb eingestellt.

Von der Beliebtheit des Latits aus dem Siebengebirge bei Bauherren und Bauhandwerkern zeugen bis heute unter anderem das Kloster Heisterbach und das Bonner Münster ebenso wie eine Reihe von Kirchen in der näheren und weiteren Region. Auch das historische Gebäude des Siebengebirgsmuseums in Königswinter, der Weinbrunnen auf dem dortigen Marktplatz sowie zwei barocke Häuser in der Hauptstraße (Nr. 449 und 451) bestehen zumindest in Teilen aus Quarz-Latit aus dem Siebengebirge.

Gruppenbild mit Belegschaft um 1900 – die Arbeit im Steinbruch war schwer und nicht immer ungefährlich. Quelle: Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter

Ein Charakteristikum des Steinbruchs am Stenzelberg sind die imposanten „Umläufer“, aufrechtstehende zylinderförmige Säulen unterschiedlicher Dicke. Sie wurden beim Abbau des Gesteins einfach stehen gelassen, da sie aufgrund ihrer inneren Struktur als Baumaterial nicht geeignet waren.

Charakteristisch für den Stenzelberg: einer der „Umläufer“.

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte sich das weitläufige Steinbruchgelände dank der steilen Wände und vor allem der „Umläufer“ zu einem inoffiziellen Kletterpark entwickelt. Um Flora und Fauna in diesem wertvollen Trockenbiotop zu schonen, wurde 2005 das zuvor geduldete Klettern endgültig verboten.

Text und Fotos: Markus Krause

Ausgangspunkt: Parkplatz „Stenzelberg“ an der L 286 (von Königswinter-Oberdollendorf nach Königswinter-Heisterbacherrott), von dort der Wegweisung folgen.

Literatur:

„Steinbruch Stenzelberg im Siebengebirge“. In: KuLaDig. Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-FJK-20100630-0032

Berres, Frieder: Gesteine des Siebengebirges. Entstehung – Gewinnung – Verwendung. Siegburg 1996