Steinbruch Drachenfels

Der Drachenfels ist wohl die markanteste und berühmteste Erhebung im Siebengebirge. Von historischem Interesse ist er nicht nur aufgrund der pittoresken Burgruine, sondern auch als frühes Beispiel für angewandten Natur- und Landschaftsschutz: Der intensive Abbau des Trachytgesteins vor allem im 18. und frühen 19. Jahrhundert gefährdete das Bild des Berges und den Bestand der Burgruine so nachhaltig, dass der Steinbruch auf bürgerschaftlichen und politischen Druck hin geschlossen wurde. Noch heute sind vor allem in den ehemaligen Steinbruchbereichen immer wieder Sicherungsmaßnahmen aus Beton und Stahl notwendig.

Schon die Römer bauten am Drachenfels Trachytgestein ab. Das leicht zu bearbeitende Material nutzten sie beispielsweise beim Bau der Legionslager in Bonn und Köln sowie der römischen Stadt auf dem Gebiet der heutigen Stadt Xanten. Spuren des Abbaus sind noch heute an verschiedenen Stellen des Berges zu erkennen. Das gebrochene Gestein ließ man auf Rundhölzern in sogenannten „Rutschen“, das heißt flachen Rinnen im Steilhang unterhalb des Bruches, zum Rheinufer hinabgleiten. Schiffe transportierten es von dort aus zu den Baustellen.

Teilansicht des Dioramas eines römischen Steinbruchs im Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter.

Nach dem Ende der Römerzeit im Rheinland wurde erst im Mittelalter der Steinabbau am Drachenfels wieder aufgenommen. Trachyt wurde beim Bau vieler Kirchen im Rheinland, so etwa beim Bonner Münster und beim Kölner Dom verwendet.

Der über Jahrhunderte praktizierte intensive Steinabbau nicht nur am Drachenfels, sondern an vielen Stellen im Siebengebirge führte gegen Ende des 18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu entscheidenden Veränderungen des Landschaftsbildes. Erst allmählich wuchs die Einsicht, dass dieser Prozess das berühmte Panorama der Sieben Berge unwiderruflich zu zerstören drohte. Damit waren zentrale Elemente des „Romantischen Rheins“ akut gefährdet.

Historische Abbauspuren am „Eselsweg“.

Gerade der Drachenfels führte diese negativen Veränderungen eindringlich vor Augen. Der intensive Trachytabbau, der auf Natur und Geschichte keine Rücksicht nahm, ließ sogar den Einsturz der historischen Burgruine auf dem Gipfel des Berges befürchten.

Das galt vor allem, nachdem 1823 die Kölner Dombauhütte ihre Arbeit wieder aufgenommen hatte. Trachyt vom Drachenfels war nun wie in früheren Zeiten das Material der Wahl, wenn es darum ging, Reparaturarbeiten an dem mittelalterlichen Bau durchzuführen und den Dom schließlich zu vollenden. Allerdings wuchs in Teilen der Bevölkerung, aber auch bei prominenten Zeitgenossen der Widerstand gegen die endgültige Zerstörung des bekanntesten der Sieben Berge. Zu den einflussreichsten Unterstützern der neuen Bewegung gehörte der preußische Kronprinz Friedrich-Wilhelm. Seinem Einfluss ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass der Drachenfels mit seiner unverwechselbaren Silhouette auf Dauer erhalten blieb.

Die obere Partie des Steinbruchs mit der Ruine der Burg und einem frühen Versuch, die steilen Wände des Bruchs durch Aufmauerungen zu stabilisieren. Handkolorierte Ansichtskarte, ca. 1910.
Sammlung Markus Krause

Ein erster Schritt zur endgültigen Rettung des Berggipfels war 1828 die nicht unumstrittene Schließung des Steinbruchs durch die preußische Regierung. Vor allem die 1817 gegründete Königswinterer Steinhauer-Gewerkschaft, die wenige Jahre zuvor Eigentümerin des Areals geworden war, erwies sich – aus ihrer rein ökonomischen Sicht verständlich – als entschiedener Gegner der staatlichen Planungen. Der Ankauf des Gipfels mit der Burgruine durch den preußischen Staat 1836 machte den Diskussionen schließlich ein Ende.

Die Auseinandersetzungen um den Drachenfels symbolisieren aus heutiger Sicht einen entscheidenden Wendepunkt: Im Zeichen der Rheinromantik und des beginnenden Tourismus entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten allmählich ein öffentliches Bewusstsein für den Wert und den Erhalt der heimischen Landschaft und Natur. Die neuen Ideen fanden ihren ersten organisatorischen Ausdruck in dem 1869 gegründeten „Verschönerungsverein für das Siebengebirge“ (VVS); 1886 folgte der „Verein zur Rettung des Siebengebirges“, der später im VVS aufging. Das bürgerschaftliche Engagement der beiden Vereine galt ganz wesentlich dem Ende des Steinabbaus im gesamten Siebengebirge. Denn ungeachtet der Neubewertung der natürlichen Umwelt blieb die Region im 19. Jahrhundert geprägt vom Steinabbau: Alte Steinbrüche wurden weiter betrieben, und bei Bedarf neue erschlossen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts war der Steinabbau im engeren Siebengebirgsraum endgültig Geschichte.

Einen guten Einblick in den Bereich des Steinbruchs direkt unterhalb der Burgruine bietet der westlich am Berghang verlaufende so genannte „Eselsweg“.  Das historische Bild wird allerdings beeinträchtigt durch die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen aus Beton und Stahl, die in den vergangenen Jahren aufgrund häufiger Felsstürze notwendig wurden.

Text und Fotos: Markus Krause

Adresse: Drachenfelsstraße 118, 53639 Königswinter

Literatur:

„Steinbruch Drachenfels bei Ittenbach“.  In: KuLaDig. Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-77970-20131030-2

Berres, Frieder: Gesteine des Siebengebirges. Entstehung – Gewinnung – Verwendung. Siegburg 1996

Scheuren,Elmar: „Durch eine Allerhöchste Cabinets-Ordre anbefohlen“. Denkmal- und Landschaftsschutz am Drachenfels. In: Preußenadler über dem Rhein. Eine Spurensuche rund um den Drachenfels. Hg.: Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter. Bonn 2015, S. 126-135