Der stattliche Bahnhof Duisdorf, 1880 mit der Eröffnung der Bahnlinie von Bonn nach Euskirchen errichtet, wurde 1978 abgerissen. Übrig geblieben ist ein gesichtsloser Haltepunkt der S-Bahnlinie mit zwei Gleisen, ein paar Glasdächern und mächtigen Lampenmasten. Letztes bauliches Relikt der ehemaligen Bahnhofsanlage ist ein gut erhaltenes Stellwerk, das 1939 erbaut wurde und als eingetragenes Denkmal auf Dauer Bestand hat.
Der Empfangsgebäude mit Güterschuppen in Duisdorf aus dem Baujahr 1880 ähnelte den Bahnhofsbauten in Odendorf und Kuchenheim an der Strecke nach Euskirchen. Als letztes der drei Gebäude wurde es 1978 mitsamt den Lagerhallen und Rampen abgerissen. Kurz vor dem Abriss gab es noch Widerspruch aus Duisdorf gegen die Beseitigung des Gebäudes.
Man wollte es erhalten und als Jugendzentrum nutzen. Allerdings konnte der Abriss kurzfristig nicht mehr verhindert werden. Der Protest soll aber dazu beigetragen haben, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der historischen Empfangsgebäude an der Strecke wuchs und die Bahnhöfe in Rheinbach und Meckenheim erhalten blieben.
1939/40 nahm die Bahn ein neues Stellwerk westlich vom Bahnhof in Betrieb. Wesentliche Gestaltungselemente sind das weit auskragende Walmdach, kombiniert mit klaren und wirkungsvoll aufeinander abgestimmten geometrischen Formen: horizontale Fensterbänder, ein polygonaler Erker nach Osten sowie eine Treppe, die in sanfter Rundung ins Obergeschoss führt. Im Erdgeschoss befinden sich die Umlenkrollen und Gewichte für mechanische Weiterleitung. Die technische Anlage mit drei Weichen- und zwei Signalhebeln ist erhalten.
2010 wurde das Stellwerk „Duisdorf Df“ unter Denkmalschutz gestellt. Die Deutsche Bahn als Eigentümer versuchte, die Unterschutzstellung durch eine Klage zu verhindern – und scheiterte. Diesmal waren die Bemühungen um den Erhalt des Gebäudes also noch rechtzeitig erfolgt, denn das Stellwerk wurde (wie auch das Stellwerk in Witterschlick) bereits 2011 außer Betrieb genommen. Seine Funktion übernahm ein elektronisches Stellwerk in Euskirchen. Zur Bedienung der Schranken des benachbarten Bahnübergangs blieb das Gebäude allerdings weiterhin personell besetzt.
Adresse: Alfterer Straße / Ecke Heerweg, Bonn
Text und Fotos: Detlef Stender, Stand 2025
Weitere Informationen:
Generalanzeiger, 4.6.2020: Der frühere Bahnhof in Duisdorf war über Nacht verschwunden, https://ga.de/bonn/hardtberg/ga-serie-verschwundene-wahrzeichen-der-fruehere-bahnhof-in-duisdorf_aid-51471935
Buschmann, Walter: Bahnhof und Stellwerk Duisdorf, https://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/Bonn/BfundStellwerkDuisdorf/BfStellwerkDuisdorf.html
Geilen, Ewald / Weffer, Herbert: Duisdorf wie es früher war (Bd. 1), Bonn 2000