Villa Köhler / Simons

Am westlichen Rand Friesdorfs liegt eine Villa, die sich in vielerlei Hinsicht von dem eher kleinteiligen Häuserpuzzle des Ortes unterscheidet. Ludwig Ferdinand Köhler (1783–1858), ein wohlhabender Bankier aus Elberfeld, kaufte 1818 das Gebäude, das zuvor ein Gasthaus gewesen war. Köhler war an dem Alaunabbau oberhalb von Friesdorf beteiligt. Er gab der Villa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre jetzige Gestalt. Bemerkenswert ist auch das kleine Mausoleum, das sich Köhler am Waldhang bauen ließ.

Ludwig Köhler hatte in jungen Jahren in die Familie Bockmühl eingeheiratet, die in Elberfeld eine Baumwollspinnerei betrieb. Später wird Köhler auch als Besitzer des Unternehmens genannt. Daneben war er einer der Direktoren einer Feuer- und Lebensversicherung, bis 1833 Stadtverordneter in Elberfeld und wichtiger Akteur, Geldgeber und Aufsichtsrat der Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft. 1828 erwarb er die Hälfte des Besitzes der Friesdorfer Alaunwerke auf dem Annaberg, etwas oberhalb seiner Villa (siehe Alaunabbau und Annaberger Schloss).

Die Villa Köhler von der Straßenseite.

1837 erweiterte er das Gebäude um ein Stockwerk. 1845 wurde die Fertigstellung der Villa gefeiert, die seitdem ihre ausgewogene, klassizistische Form behalten hat. Damals entstanden auch die heute noch erhaltene Wetterfahne und die Giebeluhr. Köhler benannte seine Villa nach seinem Vornamen „Ludwigslust“. Vor dem Haus wurde zudem ein Brunnen mit einer Wasserfontäne angelegt, sicherlich ein erstaunlicher Anblick für die Friesdorfer, die noch gänzlich ohne Wasserleitungen auskommen mussten.

Der Dachgiebel mit Uhr und Wetterfahne von 1845.

1846 folgte ein Mausoleum am damaligen Waldrand, relativ klein und schlicht – aber immerhin: ein eigenes Gebäude für die eigenen sterblichen Überreste. Offenbar hatte die Anlage auch den Anspruch, die Landschaft ansprechend zu gestalten. Es war ein elliptischer Vorplatz mit Sitzplätzen und Trauerweide geplant. Die Fassade wurde mit kunstvoller Steinhauerarbeit gestaltet und ist heute noch gut erhalten. Die gusseisernen Türen, von denen eine noch zu sehen ist, zeigen im oberen Bereich einen Schmetterling – ein Symbol für die entschwebende Seele. Köhler wurde hier auch später beigesetzt.

Das Mausoleum liegt inzwischen nicht mehr am Waldrand, sondern im Wald – oberhalb Friesdorfs etwas westlich des Leyenhofs und ist durch einen Waldweg erreichbar.

Ludwig Köhler führte ab 1822 penibel Rechnungsbücher, die auch seine privaten Ausgaben verzeichnen, und er schrieb zahlreiche Briefe, die erhalten sind. Daher wissen wir manch erstaunliche Details aus seinem Leben, die ihn als vielseitig interessierten Geist zeigen. Er führte zwei Haushalte, einen in Elberfeld und einen in Friesdorf. Die Rechnungsbücher lassen darauf schliessen, dass er zunächst wahrscheinlich die Friesdorfer Villa nur zeitweilig als Sommersitz bewohnte, er sie aber vermutlich nach dem Ankauf der Alaunwerke immer intensiver nutzte. Der Aufwand für die Haushaltsführung in Friesdorf war jedenfalls nicht unerheblich. Er hatte zwei Köchinnen angestellt, drei Mägde für Haus und Hof, zwei Kutscher und einen Gärtner. Es waren Kühe, Schweine, ein Esel und Geflügel zu versorgen. Er hatte zusätzliche Flächen für Obst und Gemüse gepachtet, ließ Wein anbauen und besaß ein eigenes Keltergebäude. Seine beiden Kutschen, sogenannte Equipagen, wurden zweispännig gefahren, der Kutscher trug selbstverständlich Livrée und Zylinder. Köhlers besonderes Augenmerk lag auf dem Hausgarten hinter der Villa, in dem er ausgewählte Bäume und Pflanzen zog, die heute noch zum Teil vorhanden sind.

Ludwig Ferdinand Köhler, aus: Godesberger Heimatblätter 30, S. 22.

Köhler war ein ausgesprochen umtriebiger, kultursinniger und geselliger Mensch. Noch 1846 nutze er ein Theater-Abonnement in Elberfeld. Ein Jahr später kaufte er für sein Anwesen in Friesdorf ein Piano. Er soll geäußert haben: „Geld sauer verdient und lustig verzehrt, dann wird man mit Freuden arm.“ Gesagt, getan: Die Rechnungsbücher verzeichnen zum Teil erhebliche Ausgaben für Feiern und gesellige Anlässe: Für eine Geburtstagsfeier wurden zum Beispiel elf Schinken gekauft. Regelmäßig bezog er Wein von Mosel und Nahe, Champagner und Sherry – und er führte ein Weinbuch über den eigenen und den fremden Wein.

Seit 1823 hatte der Bankier und Jäger ein eigenes Jagdrevier in Friesdorf gepachtet, bezahlte einen Jagdaufseher und Flurhüter und einen Förster — u. a. auch für die Abrichtung des Jagdhundes. Daneben besaß er einen weiteren Hund, der ihn auf seinen regelmäßigen Spaziergängen begleitete, und zeitweilig sogar einen Affen.

1837 wurde eigens ein Badeschiff am Rhein für Köhler hergerichtet und unter anderem mit drei Spiegeln, Tischen und 20 Stühlen möbliert. Wer nun denkt, dass Köhler aufgrund dieser Aktivitäten in Elberfeld und Friesdorf genug zu tun gehabt hätte, irrt. Er fuhr zudem regelmäßig nach Bad Ems oder Bad Homburg „ins Bad“ – unter anderem zusammen mit dem befreundeten Bankier Deichmann.

Gartenhäuschen aus der Zeit um 1900 an der Grundstücksmauer.

Er dachte aber nicht nur an sich, sondern gab regelmässig Geld an eigenes Personal, an Beschäftigte der Eisenbahngesellschaft, an Bedürftige und Arme. In Friesdorf sorgte er zudem für eine Winterspeisung für die Ärmsten in Form von Suppe und Brot. Auch wohltätige Einrichtungen und Kirchengemeinden erhielten Zuwendungen. Auf geistige Offenheit lässt schliessen, dass der protestantische Köhler nicht nur der evangelischen, sondern auch der katholischen und jüdischen Gemeinde finanzielle Zuwendungen machte. Köhler starb 1858 und das Gebäude ging an seine Tochter Emilie über, die mit Wilhelm Simons verheiratet war. Sie gründete bald nach dem Tod des Vaters eine Stiftung zur Unterstützung von Armen. Das gut erhaltene Ensemble ist bis heute im Besitz der Familie Simons.


Text und Fotos: Detlef Stender

Adresse: Im Bachele 1, das Mausoleum liegt an einem Waldweg, der oberhalb der Villa und dem Leyenhof verläuft.

Literatur:

Ammermüller, Martin: Spaziergang durch Friesdorf. Bonn-Bad Godesberg 2019

Berchem, Adolf: Ludwig Ferdinand Köhler. Bankier und Unternehmer. In: Godesberger Heimatblätter 30 / 1992, S. 22–37

Engelen, Petra / Hasekamp, Uta / Heckner, lrike / Notarius, Christina: Gartenhäuser im Rheinland. Ein Führer zu den Kleinarchitekturen in Parks und Gärten, Petersberg 2023, S. 222